Eine 2.te Sprache

Die Staats- und Regierungschefs der 15 EU-Staaten haben bei Ihrem Gipfeltreffen in Barcelona im Frühjahr 2003 beschlossen, dass alle EU- Bürger künftig vom frühesten Kindesalter an zwei fremde Sprachen lernen sollen. Ziel ist ein funktional angemessenes Niveau. Die Anforderungen an Sprachen sind im Laufe der letzten Jahre drastisch gestiegen. Sehr gute Sprachkenntnisse werden immer wichtiger. Zumindest sehr gute Englischkenntnisse sind heute zur beruflichen Schlüsselqualifikation geworden, aber Englisch allein reicht nicht. Es muß auch eine 2. Fremdsprache vernünftig beherrscht werden - sprechen, schwatzen, schreiben, lesen. Für die Verständigung in der Welt, als Voraussetzungen für Frieden, für die Zusammenarbeit in Europa werden sehr gute Sprachkenntnisse immer wichtiger - sie alleine reichen nicht für eine friedliche Welt, sind aber Vorraussetzung. Für den Einzelnen eröffnen sich durch Mehrsprachigkeit berufliche Chancen sowie Möglichkeiten, mit vielen anderen Menschen zu sprechen. Man hat Zugang zu fremdsprachlichen Filmen, Büchern, Theater. Mehrsprachige Menschen sind außerdem sprachlich flexibler als einsprachige.

Die Kinder tauchen in die neue Sprache ein, die Umgangssprache und Arbeitssprache ist, auch wenn die Kinder sie zu Beginn nicht verstehen. Sie erschließen sich die neue Sprache selbst aus dem Zusammenhang, in dem die Sprache gebraucht wird. Einer Erziehungskraft spricht nur deutsch, die andere ausschließlich Schwedisch. Die fremdsprachliche Kraft unterstützt das, was sie tut, mit Zeigen und Gesten. Es kommt darauf an, den Inhalt zu begreifen. Dafür muß man nicht jedes einzelne Wort verstehen (das kommt mit der Zeit). Es funktioniert besonders gut wenn der Kontakt zur Sprache intensiv, regelmäßig, vielfältig ist und über lange Zeit anhält. Wichtig ist, in möglichst konkreten Sachzusammenhängen die neue Sprache zu gebrauchen: Wenn über Äpfel gesprochen wird, sollten Äpfel zugegen sein. Je mehr Sinne dabei angesprochen werden, desto besser. Es ist sehr erfolgreich und kindgemäß, eine zweite Sprache schon im Kindergarten zu beginnen und in der 1.Klasse weiterzuführen.

Es ist kindgerecht, Kindern eine zweite oder auch eine dritte Sprache zu ermöglichen, wenn man die richtige Methode wählt. Weniger als ein Drittel der Menschheit wächst einsprachig auf. Kinder in vielen Familien wachsen auch in Deutschland mehrsprachig auf. Sprachen werden gut erworben, wenn man viel Zeit mit der Sprache verbringt, der Kontakt vielfältig ist und man es lange durchhält. Wenn eine kindgerechte Methode gewählt wird, ist eine Überforderung nicht zu befürchten. Ein zweisprachiger Kindergarten ist eine gute Gelegenheit für eine zweite Sprache. Eine zweite Sprache fördert grundsätzlich die kognitive (geistige) Entwicklung des Kindes. Eine Sprache muß nicht abgeschlossen sein, damit eine weitere dazu kommen kann. Voraussetzung ist eine altersgemäße Entwicklung der Muttersprache durch regelmäßigen Gebrauch zu Hause.

Kinder können mehrere Sprachen gleichzeitig erwerben. Eine besondere Begabung ist keineswegs erforderlich. Der Mensch ist auf Mehrsprachigkeit ausgelegt, nicht auf Einsprachigkeit. Der Kontakt zu einer zweiten Sprache in frühem Alter tut gut, fördert die geistige Entwicklung und hilft dem Kind sogar, die Muttersprache gut zu entwickeln. Dies liegt daran, dass die Fähigkeiten, die für Spracherwerb benötigt werden, beiden Sprachen zugute kommen.


Kommentarer

Kommentera inlägget här:

Namn:
Kom ihåg mig?

E-postadress: (publiceras ej)

URL/Bloggadress:

Kommentar:

Trackback
RSS 2.0